Fr

03

Mai

2013

Stadt entzieht Hindenburg Ehrenbürgerschaft

Am Hindenburgplatz soll ein Schild angebracht werden, welches sich mit der unrühmlichen Geschichte von Paul von Hindenburg auseinandersetzt.

Der Hauptausschuss des Rats der Stadt Bergisch Gladbach hat am 2. Mai 2013 in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen, dem Vorschlag der Fraktion DIE LINKE./BfBB zu folgen und  Paul von Hindenburg die „Ehrenbürgerschaft zu entziehen“. Da die Ehrenbürgerschaft formal mit dem Tod erlischt hatte der Ausschuss auf Vorschlag der Verwaltung eine Erklärung beschlossen, in der man die Ehren von Hindenburg für nicht angemessen hält.  Der Stadtrat distanziert sich von dem Beschluss vom 6.10.1917 des damaligen Rates Herrn Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Dies bedeutet den Entzug der Ehrenbürgerschaft.    
Vorangegangen war die Entscheidung zum Antrag der Fraktion DIE LINKE./BfBB zur Umbenennung des Hindenburgplatzes. DIE LINKE./BfBB hatte drei Vorschläge dazu gemacht. Dieses waren „Ilse-Edelmann-Platz“, „Friedensplatz“ und „Platz der Menschenrechte“. Der Antrag der LINKEN und der BfBB wurde mit den Stimmen der CDU, FDP, Freien Wählergemeinschaft und der KIDitative abgelehnt. SPD und Grüne haben für den Antrag der  LINKEN./BfBB und für eine Umbenennung gestimmt. Statt einer Umbenennung will man nun mit einem Schild auf dem Platz auf die unrühmliche Geschichte von Paul von Hindenburg aufmerksam machen.

Tomás M. Santillán, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE./BfBB zeigt sich enttäuscht aber auch kämpferisch: „Ich hatte gehofft, dass man mit der Umbenennung ein Stück Bensberger und Bergisch Gladbacher Geschichte aufarbeitet. Die jetzige Lösung ist nicht nur halbherzig, sondern sie zeigt wie schwer man sich 80 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit der eigenen Geschichte tut. Paul von Hindenburg hatte Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt. Unter der Präsidentschaft von Paul von Hindenburg wurden bis zu seinem Tod 1934 nicht nur die Gewerkschaften (2.5.1933) und alle demokratische Partei (14.7.1933) verboten, sondern auch Bücher verbrannt (10.5.1933), jüdische Bürger aus dem öffentlich Dienst entfernt und hunderte Oppositionelle durch die Nazis ermordet. Die Ehrung des Militaristen und Monarchisten Hindenburg, der im ersten Weltkrieg den Tod von tausenden Soldaten zu verantworten hat, hätte beendet werden können. Die Entziehung der Ehrenbürgerschaft zeigt deutlich, dass Hindenburg keine Ehrung verdient hat. Hier hat der Ausschuss eine halbherzige Entscheidungen getroffen.“
 

Bürgerbegehren zur Umbenennung des Hindenburgplatzes


Trotz des Erfolges mit dem „Entzug der Ehrenbürgerschaft“ möchte Tomás M. Santillán, nicht aufgeben: „In den nächsten Tagen werden wir uns mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern und mit den anderen Parteien zusammensetzen und die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens für die Umbenennung des Hindenburgplatzes diskutieren. Ein Argument in der Diskussion war immer der Wille der Anwohner, die eine Umbenennung nicht wünschen würden. Tatsächlich gehört der

Hindenburgplatz aber allen Bürgerinnern und Bürgern in Bergisch Gladbach und da ist der Bürgerwille klar. Man will die Geschichte endlich aufarbeiten und nicht weiter Menschen ehren, die eine Ehrung nicht verdient haben.“

Der Wortlaut des einstimmigen Beschlusses des Hauptausschuss zur Ehrenbürgerschaft: „Der Rat der Stadt Bergisch Gladbach hält eine Ehrung Herrn Paul von Hindenburgs aus heutiger Sicht für nicht mehr angemessen und distanziert sich deshalb von dem Beschluss vom 06.10.1917 des damaligen Rates der Stadt Bergisch Gladbach, Herrn Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bergisch Gladbach zu verleihen, die mit dem Tode Herrn von Hindenburgs am 02.08.1934 endete.“


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Kommentare: 2

  • #1

    juergen trautmann (Samstag, 18 Mai 2013 12:02)

    juetrama@yahoo.de
    ...ehrenbuergerschaft hat hr.hindenburg nicht verdient;richtig...aber er gehoert zur geschichte von deutschland,wie auch adolf-hitler.auch nach ihm sollte man einen platz benennen und die aufmerksamkeit darauf lenken,wie und was eine diktatur bewirken kann-bewirkt hat...wir duerfen uns nicht abwenden-verarbeiten kann man solch eine geschichte nur durch konfrontation.-und schlussendlich begann die deutsche demokratie ja ueber bismarck und hindenburg...oder nicht?
    zu weiteren fragen stehe ich gerne zur verfuegung-juergen trautmann...

  • #2

    Freidenker (Dienstag, 21 Mai 2013 16:14)

    Ganz sicher kam die deutsche Demokratie nicht über Hindenburg, denn Hindenburg war ein erklärter Antidemokrat und Monarchist. Hindenburg hätte die Weimarer Demokratie verteidigen können. Stattdessen hat er den Nationalsozialisten zur Macht verholfen. Es war sein erklärtes Ziel die Demokratie zu Grabe zu tragen.

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